Eine Wurzelbehandlung wird dann nötig, wenn die Karies so weit fortgeschritten ist, dass sie die Pulpa (den "Nerv"), die in der Mitte des Zahns liegt, erreicht hat. Neben dem Nerv, der den Zahn versorgt, ist in diesem Hohlraum - der von manchen Konservisten als Körperhöhle bezeichnet wird und die dann auch gerne die Wurzelbehandlung als "Mikrochirurgischen Eingriff" bezeichnen - noch einiges mehr zu finden. Es befinden sich Blutgefäße die den Zahn versorgen, Bindegewebe und eine Menge verschiedener Zellen in der Pulpa. Bricht nun die Karies in die Pulpa durch, führt dies zu einer Entzündung, was nach Galen neben einer Rötung und Erwärmung, eben auch zu Schmerz und Schwellung, was aufgrund der Tatsache, dass wir uns in einem abgeschlossenem Hohlraum befinden zu einer Druckerhöhung führt, was wiederum den Schmerz verstärkt.
So erklärt sich auch das oftmals schlagartige Nachlassen des Schmerzes sobald der Zahnarzt die Pulpa eröffnet und somit einen Druckausgleich ermöglicht.
Neben Karies als Ursache kommen noch Reizungen der Pulpa beispielsweise durch mechanische oder chemische Traumata in Frage.
So viel zu den häufigsten Ursachen, aber was macht man wenn es weh tut?
Ubi pus ibi evacua (Wo Eiter, da muss ein Ausgang her)
Zunächst bohrt der Zahnarzt ein Loch in den Zahn, um in die Pulpa zu kommen und nennt die Trepanieren. Um zu wissen, wie lange die Zahnwurzeln sind und auf welche Länge der Zahnarzt aufbereiten muss, steckt er röntgensichtbare Silberstifte oder Aufbereitungsinstrumente in die Wurzelkanäle und fertigt ein Röntgenbild an. Unterstützend kann er dazu auch Geräte verwenden, die über elektrische Widerstandsmessungen ihm einen Anhaltspunkt geben wie lang die Zahnwurzeln sind. Danach wird mit kleinen Feilen, die Nadeln aussehen das gesamte entzündete Weichgewebe und infizierte Dentin entfernt. Hierzu werden verschiedene Spüllösungen verwendet, von denen hier kurz auf die verbreitetsten eingegangen wird.Anforderungen und Eigenschaften von einer Wurzelkanalspülung:
- Desinfektion
- Biokompatibilität
- Trocknen des Wurzelkanals erleichtern
- Auflösen von Dentin
- Regelmäßige Spülungen schwemmen nekrotisches Pulpagewebe und Dentinspäne aus dem Wurzelkanal
- Instrumentenbruchgefahr ist in einem feuchten Kanal reduziert (Flüssigkeit schmiert)
- Spüllösungen lösen nekrotisches Gewebe auf
- Bleichwirkung: Verfärbungen werden gemildert oder verhindert
NaOCl (Natriumhypochlorid)
Eigenschaften:- Starke antimikrobielle Wirksamkeit
- Gutes Reduktionsmittel
- Gute Gewebsauflösung
Citronensäure
Eigenschaften:- Entfernt durch Entkalkung Debridment und die Schmierschicht vor allem im Wechsel mit NaOCl
- Wird vor der definitiven Wurzelkanal-Füllung angewandt
- Entfernt die Schmierschicht an den Dentinkanälchen
- Verbessert die Wandständigkeit von Wurzelkanal-Sealern
Wasserstoffperoxid
Eigenschaften:- In Kombination mit NaOCl entsteht Sauerstoff, dadurch schäumt es Reste heraus
- Blutungsstillend
- Antimikrobielle Wirksamkeit
- Gutes Oxidationsmittel
Nachdem nun die Wurzelkanäle sauber sind, wird meistens ein Medikament als temporäre Füllung eingebracht. Dabei handelt es sich in aller Regel um Calxyl oder CHX, bzw. einer Mischung aus beidem. Diese verbleibt für ein bis zwei Wochen im Zahn und wird so lange gewechselt, bis der Zahn beschwerdefrei ist.
Danach erfolgt die definitive Füllung. Hierzu gibt es inzwischen eine Unzahl verschiedener Materialien und Methoden, aus der Fülle von Materialien hat sich aber ganz klar Guttapercha als Favorit herauskristallisiert. Derzeit experimentiert man neben den klassischen Sealermaterialien auf Eugenolbasis oder mit Calciumhydroxidzusatz auch mit Silikonen und Dentinbondings. Selbst die komplette Wurzelkanalfüllung wird mit einem Composite versucht.
Bei Guttapercha handelt es sich um einen Naturkautschuk, welcher in Form kleiner Stifte in den Wurzelkanal eingebracht wird, und anschließend mit einem heißen Instrument abgetrennt wird. Ein Flüssiger Sealer verschließt kleine Hohlräume.
Anschließend kontrolliert der Zahnarzt seine Füllung mit Hilfe eines weiteren Röntgenbildes. Ist alles zur Zufriedenheit verlaufen wird die Trepanationsöffnung mit einer Füllung verschlossen.
Selbst nach einer erfolgreichen Wurzelkanalbehandlung ist die langfristige Zukunft eines solchen Zahnes nicht unproblematisch. Da er nicht mehr versorgt wird, wird er porös und droht zu brechen, weshalb auf lange Sicht jeder endodontisch behandelte Zahn eine Krone benötigt.
Spezialisten und Wegbereiter zum Thema Endodontie sind der Amerikaner Prof. F. Wine und der Norweger Prof. L. Tronstadt.
Siehe auch Wurzelbehandlung, Wurzelspitzenresektion, Wurzelkanalbehandlung, WKB, Pulpa, Karies, Wurzelkaries, Zyste, Natriumhypochlorit, Schmerzmittel, Parodontitis, Devital, Granulom, Extraktion, Füllungstherapie.