Pathogenese der Parodontitis: Nun ist es ja nicht so, dass man eines Morgens aufwacht, und man eine Parodontose hat; einer Parodontose geht in der Regel eine Krankengeschichte voraus:
Zunächst einmal gehen wir davon aus, dass im Mund alles in Ordnung ist. Keine Entzündungen, oder sonstigen Probleme.
Nun erfolgt auf dieses System ein Reiz.
Dieser kann verschiedenster Art sein, in der Regel aber eine Reizung des Zahnfleisches durch Bakterien, die dort Aufgrund mangelnder Hygiene des Patienten sich vermehren können.
Durch diesen Reiz hervorgerufen kommt es zu einer akuten Gingivitis (Zahnfleischentzündung).
Hierbei ist bisher nur das Zahnfleisch betroffen, der Zustand ist völlig reversibel, sobald die Mundhygiene den Bedürfnissen angepasst wird.
Nach ein paar Wochen geht die akute Gingivitis in eine chronische Form über. Auch diese Form ist meist noch völlig reversibel, und der Zahnhalteapparat ist noch nicht betroffen, der Knochen wird noch nicht geschädigt.
Individuell dauert es unterschiedlich lange, bis sich aus der chronischen Gingivitis eine Parodontose entwickelt. Dies kann man sich so vorstellen, dass die Keime, die zur Infektion der Zahnfleisches geführt haben eine gewisse Zeit benötigen, bis sie über den kleinen Spalt zwischen Zahn und Zahnfleisch in die Tiefe gelangen.
Dies führt dann über die Zerstörung des Zahnhalteapparates zum Verlust der Zähne.
Zusammengefasst:
Reiz → gesundes Parodont → akute Gingivitis → chronische Gingivitis → Parodontitis → Zahnverlust
Therapie
Grundsätzlich ist es wie bei jeder Erkrankung, je früher sie diagnostiziert wird, desto früher beginnt die Therapie, und desto schneller, einfacher und erfolgreicher ist das Ergebnis, welches erzielt wird.
Darum kann man sagen, der erste Schritt zu einer erfolgreichen Therapie einer Parodontitis ist ein regelmäßiger Besuch des Zahnarztes - sowohl wenn noch keine Parodontitis festgestellt wurde, als auch nach einer erfolgten PA Therapie, um den Erfolg dieser zu kontrollieren, und einer erneuten Erkrankung entgegen zu wirken.
Hierbei spielt auch der sogenannte SBI eine Rolle. SBI ist der sogenannte Sulcus Blutungsindex, und lässt Rückschlüsse auf die Mundhygiene zu. Hierbei werden die Zahnfleischtaschen mit einer stumpfen Sonde bestrichen, und man überprüft ob eine Blutung auftritt. Je mehr es blutet, umso stärker ist das Gewebe entzündet, und umso schlechter ist in aller Regel die Mundhygiene.
Doch was tun, wenn es dann doch so weit ist, dass das Zahnfleisch blutet?
Es gibt grundsätzlich verschiedene Systeme und Methoden, die im Grunde alle eins gemeinsam haben:
Die BELäge auf den Zahnoberflächen müssen entfernt werden.
Ähnlich dem Zahnstein oder der Plaque auf den Zähnen bildet sich auf den Wurzeloberflächen ein Biofilm, der von verschiedenen Bakterien besiedelt ist. Dieser ist mit einer Zahnbürste nicht zu entfernen, da er sich ja unter dem Zahnfleisch befindet. Für den Zahnarzt gibt es nun diverse Systeme, mit denen er diese Beläge entfernen kann, angefangen von herkömmlichen Küretten in diversen Abwandlungen, von der Universalkürette, bis zum Satz Gracey-Küretten, bei der es für jede Zahn-/Wurzelfläche eine eigene Kürette gibt.
Neben den Küretten als "herkömmliches Werkzeug" in der PA-Therapie bietet zum Beispiel die Firma KaVo noch sehr gute Ultraschall Instrumente zur Reinigung der Wurzeloberflächen an.
Instrumente der Firma KaVo
Einer der Vorteile dieser Schall-Instrumente ist neben der Reinigung der Oberflächen, dass mit Hilfe der Wasserkühlung die entfernten Beläge auch gleich aus den Taschen gespült werden.
Desweiteren gibt es noch jede Menge anderer Systeme, angefangen von laserbasierenden Systemen, bis hin zu Pulverstrahl Geräten.
Nach erfolgter Reinigung der Wurzeloberflächen, wird in aller Regel noch CHX als Medikament in die Taschen gegeben. Je nach Schwere der Parodontose sollte auch ein Keimtest in Erwägung gezogen werden, in dem der Zahnarzt eine Probe aus der Zahnfleischtasche entnimmt, und diese in einem Labor auf die wichtigsten Keime, die der Vollständigkeit halber hier noch kurz genannt werden sollen:
Actinobacillus actinomycetemcomitans,
Porphyromonas gingivalis,
Prevotella intermedia,
Bacteroides forsythus und
Treponema denticola.
Entsprechend den Ergebnissen sollte dann auch eine systemische Antibiose im Anschluss an die PA-Therapie in Erwägung gezogen werden. Mit modernen Labortests lassen sich die Parodontitiskeime außerdem genau identifizieren, so dass eine zielgerichtete Behandlung mit Antibiotika möglich ist.
Zum Schluss sei noch gesagt, dass es früher das Mittel der Wahl war, eine sog. offene PA-Therapie durchzuführen, bei der in einem kleinen chirurgischen Eingriff zunächst das Zahnfleisch abgeklappt wird, und nach Ende der Behandlung wieder vernäht wird. Je nach Situation wird diese Form der Therapie auch heute noch angewandt.
Siehe auch Parodontitis, Gingivitis, Parodontaler Screening Index, Parodontosebehandlung, PAR-Therapie, Sulcus-Blutungs-Index, Spezielle Parodontosebehandlungen, Parodontitisbehandlung, Parodontal-Sonde, Zahnfleischentfernung, Zahnstein reinigen, Parodontalchirurgie, Zahnfleischbluten, PA Leistung, Scaling, PA-Sonde, PA-Behandlung, Zahnfleischkorrektur, Konkremententfernung