Prinzipiell muss man noch zwischen Milchzähnen und bleibenden Zähnen unterscheiden.
Gründe für das Ziehen von Zähnen
Ursachen für eine Extraktion bei Milchzähnen sind:
- Unfall (Zähne sind abgebrochen)
- Abszesse, die von einem Milchzahn verursacht werden
- sehr tiefgehende Karies
- Wurzelfraktur
- Im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung (Platzmangel)
Ursachen für eine Extraktion bei bleibenden Zähnen sind:
- sehr tiefgehende Karies (weit unter des Zahnfleisch reichend)
- fehlgeschlagene Wurzelbehandlung
- Wurzelfraktur
- bei Tumoren oder Zysten
- bei überzähligen Zähnen
- bei starker Parodontitis
- Im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung (Platzmangel)
- Unfall (Zähne sind abgebrochen)
Des weiteren treten natürlich noch etliche Spezialfälle auf, die eine Extraktion nötig machen können, z.B. ist es mancherorts Lehrmeinung, dass wenn eine Implantatversorgung eines Kiefers geplant ist, in dem noch einige wenige, gesunde Zähne stehen, diese vor Implantation zu Extrahieren, damit diese später nicht "im Weg" stehen.
Auch im Rahmen von schweren Erkrankungen, und der damit verbundenen Therapie - z. B. einer Chemotherapie bei einer Krebserkrankung kann es sinnvoll sein vor Beginn dieser Therapie einige oder alle Zähne zu extrahieren. Dies klingt im ersten Moment etwas gewagt, ist aber insofern erklärbar, als dass in Folge einer Chemotherapie der gesamte Organismus geschwächt wird, und eine kleine Infektion an einem Zahn in schlechtem Zustand schnell zum großen Problem werden kann.
Langer Rede kurzer Sinn, es gibt genug Gründe, warum Zähne gezogen werden müssen, doch wie funktioniert das, und was kann passieren?
Vorgehen bei einer Zahnextraktion
Bevor der Zahnarzt zur Zange greift, muss einiges beachtet werden.
Zunächst sollte eine genaue Anamnese durchgeführt werden, d.h. der Zahnarzt klärt in einem Gespräch mit dem Patienten, ob dieser gesundheitlich in der Lage ist, ohne größeres Risiko den Eingriff zu überstehen. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf Medikamente, und Allgemeinerkrankungen des Patienten gelegt werden.
Danach wird in aller Regel ein Röntgenbild des Zahnes der extrahiert werden soll angefertigt, und eine Spritze gegeben. Die Substanz, die zur Betäubung gespritzt wird ist in der Regel Ultracain, welches das Schmerzempfinden ausschaltet, und normalerweise Adrenalin, welches die Blutung vermindert.
Nachdem die Spritze wirkt, kann man nun endlich beginnen dem Zahn auf die Pelle zu rücken, und hierzu gibt es verschiedene Techniken:
Extraktion mit der Zange: Eine der ältesten und gängigsten Methoden ist immer noch das Ziehen eines Zahnes mit der Zange. Hierfür gibt es verschiedene Zangen, einerseits unterschiedlich für Ober- und Unterkiefer (die Unterkieferzangen sind um 90° abgewinkelt) und andererseits für unterschiedlich große Zähne. Der Vorteil bei der Extraktion eines Zahnens mit einer Zange liegt darin, dass wenn keine Wurzel abbricht, dies eine schnelle und auch einfache Möglichkeit ist. Damit keine Wurzel abbricht gibt es Regeln, die zu beachten sind, z.B. sollen Frontzähne gedreht werden, Seitenzähne gekippt, und man sollte möglichst langsam vorgehen, um den Fasern, die den Zahn halten auch die Möglichkeit zu geben zu reißen.
Hebelnde Methoden: Neben dem Ziehen mit einer Zange kann man einen Zahn auch mit speziellen Hebeln aus dem Kiefer "heraus drücken". Dies ist insofern von Vorteil, als dass Zähne, die schlecht mit einer Zange zu packen sind so relativ einfach herausgehebelt werden können. Auch Wurzelreste von abgebrochenen Zähnen können so oft relativ zügig entfernt werden. Der Nachteil an dieser Methode liegt darin, dass man um einen Hebel einsetzen zu können auch ein Lager für diesen braucht. Hierfür fungiert meist ein Nachbarzahn, der bei großem Krafteinsatz aber in Mitleidenschaft gezogen werden kann.
Osteotomie: Osteotomie meint das Abtragen von Knochenmaterial. Dies kann mit Hilfe von Fräsen, Meißeln oder anderen Instrumenten erfolgen, und ist dann nötig, wenn ein Zahn, oder ein Wurzelrest so tief im Kiefer steckt, dass man ihn über normale Methoden nicht erreicht. Hierzu ist es meist auch nötig einen sog. Lappen zu präparieren, d.h. der Zahnarzt schneidet mit dem Skalpell ein Stück vom Zahnfleisch aus, und klappt dies zur Seite, um freie sicht auf den Knochen zu haben. Dieser Lappen wird nach der Osteotomie in aller Regel wieder zurück geklappt und dann vernäht.
Neben diesen drei Methoden gibt es noch vielfältigste andere, allerdings sollten damit etwa 99% der im Regelfall anfallenden Extraktionen abgedeckt sein.
Nachdem der Zahn den Mund verlassen hat - nach welcher Methode auch immer - ist aber noch nicht alles getan.
Zunächst sollte mit einem Instrument, z.B. einem scharfen Löffel oder etwas ähnlichem die Alveolarwand, das ist die Wand des Knochenfaches, in dem der Zahn gesteckt hat angekratzt werden, um einer sog. "Trockenen Alveole" vorzubeugen. Dies würde bedeuten, dass ein schlecht heilendes Loch zurück bleibt.
Als nächstes muss überprüft werden, ob man eine sog. Mund-Antrum Verbindung hergestellt hat, dies würde bedeuten, dass eine Verbindung zwischen Mundhöhle und Nasennebenhöhlen hergestellt wurde. Sollte dies der Fall sein, muss eine plastische Deckung erfolgen, um diese wieder zu verschließen.
Abschließend ist es ratsam noch ein Röntgenbild anzufertigen, um einerseits ausschließen zu können, dass noch Reste des Zahnes zurück geblieben sind, und andererseits die ärztliche arbeit dokumentiert ist.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, ist es jedoch nicht möglich Nebenwirkungen und Komplikationen auszuschließen. Im Folgenden sollen einige Wichtige zur Sprache kommen, jedoch erhebt die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Komplikationen und Nebenwirkungen bei Zahnentfernungen
Komplikationen sind die Fälle, in denen etwas nicht so läuft wie es soll, die Gründe dafür sind recht vielfältig, und können sowohl vom Behandler als auch vom Patienten verursacht werden.
Prinzipiell unterscheidet man zwischen Komplikationen, die während des Eingriffs auftreten können, und solchen, die nach der Extraktion entstehen können.
Intraoperative Komplikationen:
- Abbrechen des Zahnes
- Abbrechen der Wurzel
- Brechen des Kiefergelenks
- Ausrenken des Kiefergelenks
- Kieferbruch: trotz alles Vorsichtsmaßnahmen ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Vor allem bei älteren Patienten nimmt die Knochendicke des Kiefers manchmal relativ stark ab, und da wie oben beschrieben das Ziehen eines Zahnes Kraft erfordert, kann der Kiefer dabei frakturieren.
- Beschädigung von anderen Zähnen
- Verletzen von Weichgewebe
- Verlagerung eines Zahnes: hierbei wird ein Zahn oder ein Teil davon in einen Bereich befördert, an den er nicht hingehört. z.B. kommen hierfür der Mundboden oder die Nebenhöhlen in Frage.
Postoperative Komplikationen:
- Schmerzen und Schwellung: eigentlich logisch, jedoch trotz allem nicht selbstverständlich ist das Auftreten von Schmerzen und Schwellungen nach der Extraktion. Stärke und Dauer der Schmerzen können sehr unterschiedlich sein und hängen einerseits von der Arbeit des Zahnarztes ab (je invasiver er vorgehen muss, umso größer die Schmerzen), andererseits vom Patienten selbst. Dies soll jetzt nicht heißen, dass manche Patienten "wehleidiger" sind als andere, jedoch wird Schmerz von jedem Menschen anders wahrgenommen und verarbeitet. Zu guter Letzt ist es auch noch vom Verhalten des Patienten abhängig, wie schnell die Heilung voranschreitet, und wie die Wundpflege abläuft (an dieser Stelle sei dringend darauf hingewiesen, dass rauchen kurz nach einer Zahnextraktion wirklich schlimme Folgen haben kann, und in jedem Fall eine Wundheilungsstörung nach sich zieht).
- Nachblutungen aus der Extraktionsalveole
- Wundheilungsstörungen
- Alveolitis sicca: Wird die Extraktionsalveole nicht angekratzt kann es dazu kommen, dass der Knochen trocken freiliegt, und sich entzündet. Hierbei zeigt sich keine Heilung. Eine Alveolitis sicca ist immer mit ziemlich starken Schmerzen verbunden.
- Osteomyelitis: Eine Entzündung des Knochens, was meist den sog. "worst case" darstellt, und bis zur Entfernung eines ganzen Knochenteils führen kann.
Da immer wieder die Frage auftritt, wann wird nach einer Zahnextraktion genäht? Genäht wird in der Regel in folgenden Situationen:
- Große Extraktionswunde, die Gewebsränder würden sich nicht oder nur sehr langsam verbinden (vor allem bei Seitenzähnen, aber auch wenn man osten musste).
- Die Kaumuskulatur übt einen Zug auf die Wunde aus, vor allem weit hinten in der Mundhöhle (Weisheitszähne).
- Bei einem Patienten mit Tendenz zu Wundheilungsstörungen. Dies kann aufgrund von Medikamenten, Genussmittelverzehr oder anderer systemischer Komponenten auftreten.
- Nebenbei bemerkt kann man auch zusätzlich einen sog. Streifen einlegen, meist ein mit Medikamenten getränktes Stück Leinen. Dieser Streifen wird nach ein paar Tagen (meist 3 Tage) nach der Operation wieder entfernt.
Prinzipiell gibt es gewisse Dinge, die man als Patient nach einer Zahnextraktion unterlassen sollte:
- Rauchen: Durch das Rauchen verschlechtert sich die Wundheilung erheblich, zum einen, da das Zahnfleisch rund um das Loch, in dem vorher der Zahn gesteckt hat absterben kann, man spricht dann von Nekrose. Zum anderen kommt es oft durch den Dreck, der sich auf und in die frische Wunde legt zu Entzündungen, Eiterungen, und ebenfalls Absterben des Gewebes. Insofern sollte man selbst als starker Raucher ein paar Tage warten, bis die primäre Wundheilung abgeschlossen ist, am besten bis die Fäden - falls genäht wurde - gezogen sind (meist 6-10 Tage). Nebenbei hat Nikotin auch noch die Eigenschaft die Durchblutung zu verschlechtern, was dem Heilungsprozess auch entgegen wirkt.
- Kaffee und Tee: Ähnlich wie beim Rauchen kommt es auch beim Genuss von Kaffee und Tee zu Wundheilungsstörungen. Der Grund dafür liegt einerseits in den Inhaltsstoffen (Koffein bzw. Derivate davon), die Einfluss auf die Durchblutung haben, andererseits treten auch hier Verunreinigungen der Wunde auf.
- Alkohol: man könnte ja jetzt auf den desinfizierenden Charakter des Alkohols eingehen, würde aber doch etwas am Thema vorbeiführen - kurz gesagt ist der Alkohol giftig für die Zellen, die zum Heilen der Wunde beitragen und es sollte deshalb auf ihn verzichtet werden. Nebenbei sei noch kurz erwähnt, wie die anderen besprochenen Genussmittel auch der Alkohol einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die Durchblutung und damit indirekt auf die Wundheilung hat.
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